Pointierte Keynotes, konkrete Erfahrungsberichte aus den Unternehmen und rege Diskussionen: Das war der VZI-PolitTalk am 23. März zu „Home Office in Ziviltechniker- und Ingenieurbetrieben?“.
Als Vertreter der Architekt*innen berichtete Thomas Hoppe (Sektionsvorsitzender der ArchitektInnen in der Kammer der ZiviltechnikerInnen, ArchitektInnen und IngenieurInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland) u. a. konkret über seine Sorgen, dass die jetzige Home Office-Situation aufgrund fehlender unmittelbarer Feedbacks zu einem falschen Gefühl der Sicherheit in der Ausführungs- und Detailplanung führt. Im Moment bestehen, trotz der laufenden Nutzung aller digitaler Kommunikationstools, keine Echtzeitschleifen und die Methode der klassischen Planprüfung wird durch die laufende Kollaboration und das Lean Management immer weiter zurückgedrängt. Die prototypische Planung, ist ein hoch interaktives Feld. Die Gewährleitung der Qualitätssicherheit/Qualitätskontrolle auf tagesgeschäftlicher informeller Ebene kann im Remote Office nicht aufrecht erhalten werden. „So könnten heute Fehler gemacht werden, die wir möglicher Weise erst in zwei Jahren (beim Bauen) sehen und in fünf weiteren Jahren (vor Gericht) bezahlen werden müssen, wenn sich keiner mehr an diese außergewöhnliche Situation erinnert.“
Als Vertreter eines großen Planungsbüros lieferte Günther Sammer (Geschäftsführer VASKO + Partner) Ergebnisse seiner unternehmensinternen Umfrage und Einblicke in Maßnahmen, die ein hybrides Arbeiten ermöglichen.
Dr.in Anna Ritzberger-Moser (Sektionschefin der Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat im Bundesministerium für Arbeit) informierte über die politisch-legislativen Pläne und konkreten Gesetzesvorhaben der Bundesregierung.
Hybrides Arbeiten als Modell für die Zukunft
In der Moderation von Wolfgang Kradischnig (DELTA) betonen alle Teilnehmer*innen des VZI PolitTalks, dass Home Office nicht nur pandemiebedingt stark an Bedeutung gewonnen hat, sondern in Zukunft Bestandteil unseres Arbeitslebens bleiben wird. Der Anteil und Umfang von Home Office ist und wird dabei individuell und teamabhängig festzulegen sein.
Hybrides Arbeiten wird das Modell für die Zukunft bleiben. Dazu muss das Büro der Zukunft sollte neu gedacht werden, es sollte so attraktiv gemacht werden, dass Mitarbeiter das Gefühl haben, etwas zu verpassen, wenn sie nicht ins Büro kommen. Dafür wird es ausreichend Meeting- und Kollaborationszonen, Kreativarbeitsbereiche, Lounges oder Cafés benötigen.
Allerdings muss auch bedacht werden, dass sich bestimmte Arbeiten in Architektur- und Ingenieurbüros besser für das Home Office eignen, andere schlechter (z.B. Planungsarbeiten im Entwurf aber auch in der Ausführungsplanung). Eine gesetzliche Verpflichtung zu Home Office hätte negative Auswirkungen auf Effizienz und Fehlerfreiheit.
Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Home Office liegt aber prinzipiell in einer herausragenden Führungskultur, in der Mitarbeiter*innen im Homeoffice nicht alleine gelassen oder kontrolliert werden, sondern die Führungskraft gut an den Mitarbeiter*innen „angedockt“ ist: Das bedeutet, dass im Home Office eine der Kernkompetenzen des Menschen so gefragt ist wie noch nie: das Vertrauen gegenüber dem/der Anderen.