„Wien wächst zur Zeit um rund 45.000 Menschen pro Jahr. Das bedeutet, wir brauchen leistbaren Wohnraum, Schulen, entsprechende Infrastruktur und verkehrsplanerische Lösungen. Erklärtes Ziel der Wiener Smart-City-Strategie ist die Erhaltung und Schaffung einer lebendigen Stadt voller Möglichkeiten. Der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Handelns,“ betont Michael Möller von der Stadtbaudirektion Wien. Dazu brauche es, so Möller weiter, nicht nur technische, sondern vor allem soziale Innovationen. Der interdisziplinäre und interkulturelle Austausch, der frühzeitige Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern, etwa durch partizipative Verfahren für die Gestaltung öffentlicher Bauwerke und öffentlicher Flächen, sei dabei besonders entscheidend.
Auch die verstärkte Zusammenarbeit mit der Industrie gewinnt vor dem Hintergrund intelligenter Smart-City-Konzepte bereits in der Planung eine neue Bedeutung. Denn hier stecken jene Innovationen, die smarte Gebäude sowie infrastrukturelle Bauwerke und Lösungen massiv beeinflussen. „Neue Technologien haben in vielen Bereichen unser Leben verbessert. Wenn sie es nicht tun, nutzen wir sie auch nicht. Heute wissen wir, dass Licht viel mehr kann als nur Beleuchten – sei es das Navigieren im Innenraum oder die Weitergabe von steuerungsrelevanten Daten an Gemeinde oder Gebäudemanagement. Die Beleuchtungsindustrie kann einen enormen Beitrag zum ressourcenschonenden Zusammenleben in der Smart City mit hohem wirtschaftlichem und sozialem Zusatznutzen bieten,“ ist Norbert Kolowrat, Philips Lighting Österreich, überzeugt.
Erfolgsfaktoren: Kooperatives Verfahren und Bedarfsanalyse
Kooperative, dialogorientierte Verfahren, in welchen die mit der Planung von Gebäuden und städtebaulichen Maßnahmen beschäftigten Unternehmen und Institutionen nicht nur von Experten, sondern auch von den Bürgern Rückmeldung bekommen, seien entscheidend für die spätere Nutzung und damit auch die wertorientierte Qualitätssicherung von Bauprojekten, zeigt sich auch Stephan Barasits von der WSE Wiener Standortentwicklung, überzeugt. Barasits: „Dabei ist eine genaue Bedarfsanalyse seitens des Bauherrn absolut entscheidend. In unseren Schulprojekten haben sich funktionale Ausschreibungen, in welchen der Planer bereits von Beginn an mit einem ausführenden Unternehmen zusammenarbeitet, sehr bewährt. Dieses verschränkte Vorgehen zwischen Planung und Ausführung schafft Platz für innovative Ideen.“
In diese Kerbe schlägt auch Heinrich Kugler, Vorstand der wien 3420 AG, die für die städtebauliche Planung, die Flächenwidmung und die infrastrukturelle Erschließung der Seestadt Aspern – Smart-City-Vorzeigeprojekt der Stadt Wien – verantwortlich zeichnet. Kugler: „Wir fordern als Entwicklungsgesellschaft in den Kaufverträgen gewisse Standards ein, die dann vom Bauträger einzuhalten sind. So legen wir zum Beispiel großen Wert auf einen Nutzungsmix zwischen Wohnen und Arbeiten. Ein Bauträger muss zudem annähernd an einen Passivhausstandard kommen, um in der Seestadt ein Projekt umsetzen zu können.“ Jedes Projekt müsse weiters einem eigens eingerichteten Aspern-Beirat, ein Gremium bestehend aus sechs Experten verschiedenster Fachrichtungen, vorgestellt werden.
Auch bei der Planung wird Kommunikation zur Gretchenfrage
„Alles, was digitalisierbar ist, wird digitalisiert, alles was vernetzbar ist, wird vernetzt. Für unseren Berufsstand bedeutet dies: Die technischen Lösungen werden in Zukunft auf Knopfdruck erledigt sein. Für den Erfolg von smarten Lösungen ist die Vernetzung unterschiedlichster Wissensgebiete entscheidend,“ zeigt sich Andreas Gobiet, Präsident des Verbands der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI), überzeugt von der digitalen Zukunft seines Berufsstands. Dies müsse sich auch budgetär in den Ausschreibungen wiederfinden, denn durch die notwendige Vernetzung aller Gewerke von Beginn jeden Bauprojekts an erhöhe sich der Kommunikationsaufwand von Planern enorm. Um die Qualität von Bauprojekten zu sichern, seien Auftraggeber daher angehalten, Planungs- und Kommunikations-leistungen getrennt voneinander zu vergeben, so Gobiet weiter. Denn während für erstere Pauschalen üblich und auch bei künftiger digitaler Umsetzung etwa durch Building Information Modeling (BIM) sinnhaft seien, steige der Aufwand bei den Kommunikationsleistungen enorm.
Auch Michael Müller, Associate bei WOLF THEISS Rechtsanwälte, ist überzeugt von der Bedeutung der verstärkten Vernetzung: „Bei einem Bauvorhaben müssen immer gewisse Spielregeln eingehalten werden. Damit alle dieselben Spielregeln einhalten, benötigt es eine Vernetzung dieser Verträge. Die Schnittstellenthematik wird uns auch vertraglich im Zuge der digitalen Umsetzung von Bauprojekten in Zukunft noch mehr beschäftigen.“